Losgelassenheit durch Motivation

Ein abschnaubendes Pferd, am besten bereits, bevor es die Reitbahn betritt, ist ein großes Ziel bei der psychischen und physischen Losgelassenheit. Doch das geschieht nur, wenn sich das Pferd auf die kommende Trainingseinheit freut und motiviert mit dem Reiter neue Ziele angeht.

Auch bei uns Menschen erreicht man Motivation durch Lob und Anerkennung. Lob auch bei dem Erreichen von kleinen Teilschritten und Anerkennung der Stärken und Schwächen. Werden auch die Schwächen anerkannt und respektiert, wächst das Selbstbewusstsein und aus den Schwächen werden nach und nach Stärken. Situationen, die Stress verursachen, führen oft dazu, dass man die Lust verliert, genervt, ängstlich oder zögernd reagiert. Dies passiert auch oft bei Pferden, wenn sie die Situation nicht regulieren können. Die Frage als Trainer und Reiter ist nun: Wie bekommen wir die Pferde in einen Annäherungsmodus, indem sie begeistert, freiwillig und motiviert mitarbeiten? Pipi Langstrumpf kann helfen. Wir kennen Sie alle – das freche Grinsen, die Kreativität, ihren Freigeist und vor allem ihren Mut.

Astrid Lindgren legte Pipi Langstrumpf folgenden Satz in den Mund: „Das habe ich noch nie vorher versucht, deshalb bin ich mir vollkommen sicher, dass ich es schaffe.“ 

Dieser Satz unterstreicht die Motivation neue Dinge anzugehen, auch wenn man sie bisher noch nicht probiert hat. Man kann demnach gar nicht scheitern, da man diese Situation noch gar nicht erlebt hat – sonst wäre sie ja nicht neu. Dieser Satz versetzt uns automatisch in den Annäherungsmodus, nimmt Stress und Erfolgsdruck und packt eine ordentliche Portion Selbstvertrauen obendrauf. Motivation und eine gesunde Portion Selbstbewusstsein lässt auch ihr Pferd mutig neue Ziele angehen und sich seinen eigenen Schwächen zu stellen. […]

Die innere Einstellung machts!

Auszug aus dem Buch: Pferde gymnastizieren – 100 Übungen für das tägliche Training

Wichtig:

Kritisiert man immer wieder die Schwächen, kann daraus keine Stärke wachsen.

Diese Übung zählt zu den top ten meiner Lieblingsübungen aus dem neuen Buch. Dieser Auszug gehört zu Kapitel 5 „Die Losgelassenheit“

Bei dieser Übung geht es nicht um eine einmalige Trainingseinheit, sondern um ein Gesamtkonzept und um eine innere Einstellung.

Machen Sie sich zunächst bewusst, wie sie über Ihr Pferd denken. Und wie sie über Ihr Pferd reden. Denken oder reden sie voller Anerkennung von Ihrem Pferd oder kritisieren Sie immer wieder verschiedene Charakterzüge. Sehen Sie die Fehler oder möchten Sie mit Ihrem Pferd gemeinsam neue Ziele erreichen und in kleinen Schritten verschiedene Dinge verbessern? Die mentale Einstellung, bevor Sie auf Ihrem Pferd sitzen, ist enorm wichtig. Denn Sie trägt zu Ihrer eigenen Motivation und der Motivation Ihres Pferdes bei. Wie sieht es mit Ihren Erwartungen aus? Hatten Sie sich nicht auch vorgestellt, was sie alles mit Ihrem Pferd in Harmonie erreichen können? Der Erfolg auf dem Turnier, das Gebisslose reiten in den Sonnenuntergang oder der beste Freund, mit dem man durch dick und dünn geht? Doch oft erfüllen die Pferde unsere Erwartungen zunächst nicht. Schrauben Sie Ihre Erwartungen etwas runter, freuen sie sich an den kleinen Schritten und das Ziel, was momentan noch als Traum erscheint, rückt immer näher. […]

Mein Pferd macht aber …

Mein Pferd bleibt immer stehen, wenn ich es lobe…

Loben Sie Ihr Pferd mit Wörtern, die am Ende nach oben gehen. „Fein oder brav“ zum Beispiel sinkt am Ende ab und verleitet das Pferd zum langsamer werden. Benutzen Sie Wörter wie „spitze“, die eher anfeuernd wirken. Benutzen Sie das leichte Kraulen am Widerrist als Lob, während des Reitens.

Muss ich da jetzt immer Leckerlies mit zum Reiten nehmen? Aber ich habe keine Lust auf „Schnappi das Krokodil“ Meine Hände sollen heil bleiben…

Nicht bei jedem Pferd sind Leckerlies die richtige Wahl. Bei ängstlichen Pferden kann ein Leckerli versteckt im gruseligen Holzstapel Wunder bewirken. Auch kann es bei sehr guten Dingen, das Lob verstärken und durch die Kaubewegung auch die Losgelassenheit fördern. Wägen Sie die Benutzung von Leckerlies ab. Wenn Sie „Keks-suchtis“ oder kleine „Schnappi-Krokodile“ im Stall haben, sollten Sie mit der Stimme oder kraulen am Mähnenkamm ihr Pferd loben.

Ich mach mich doch nicht zum Affen und schreie durch die ganze Reithalle wie großartig mein Pferd ist…

Finden Sie eine Form, die zu Ihnen und Ihrem Pferd passt. Manche Pferde benötigen das lautstarke motivierende Lob. Andere sind mit einem kleinen Streicheln am Widerrist zufrieden. Wichtig ist die innere Haltung. Wenn sie sich überschwänglich freuen können, ohne einen Pieps zu sagen, hat es fast die gleiche Wirkung. Ein lautes Lob ohne innere Freude hat dagegen gar keine Wirkung.

Wenn ich mir die Fehler nicht bewusst mache, kann ich doch auch nicht daran arbeiten…

Das ist Ansichtssache. Schauen wir unsere Fehler an oder möchten wir unsere Strategien verbessern? Die Aussage ist die gleiche, aber welche hört sich motivierender an? Sie machen sich die Themen bewusst und können auch daran arbeiten, aber der negative Touch ist weg. Sie zeigen nicht auf das negative, sondern schauen nach Lösungen. Gehen wir mal weg vom Pferd und hin zum Reiter. Haben Sie auch oft das Problem, dass sie zu stark mit dem inneren Zügel sind und nicht über den äußeren Zügel reiten? Die Problematik ist ihnen bewusst. Jetzt kommt es darauf an, wie sie es schaffen, den äußeren Zügel, statt den inneren zu benutzen. Legen wir den Fokus auf das Problem und sind demnach problemorientiert, wäre ihr Satz: Sie denken immer an diesen zu starken inneren Zügel und den „lommeligen“ äußeren Zügel. Dies führt meistens leider nicht zur Lösung, da man nicht an die Lösung denkt, sondern das Problem fokussiert. Ein lösungsorientiertes Herangehen wäre demnach: Sie denken daran, den äußeren Zügel mehr einzusetzen und innen nachzugeben. Automatisch tritt die Lösung in den Fokus und das Problem wird Nebensache. So verhält es sich auch beim Pferd. Fokussieren Sie nicht was Ihr Pferd Fehlerhaftes macht, sondern fokussieren Sie, was Sie machen können, damit die Lösung zum Greifen nahe ist.

Und das hier soll mir helfen, dass mein Pferd nicht mehr so triebig ist?

Ja auch diese Übung kann dabei helfen. Triebige Pferde sind oft nicht locker oder sind auf den Schenkel abgestumpft, weil es keinen motivierenden Grund gibt, um fein auf die Hilfen zu reagieren. Anstatt nun mit Peitschen und Sporen, dass Pferd zu „motivieren“, kann die innere Einstellung und ein Lob an der richtigen Stelle dazu führen, dass Ihr Pferd feiner und motivierter wird. Lesen Sie dazu den Exkurs „Wie lernen Pferde“ auf Seite 40.

Mein Pferd ist halt ein Tollpatsch und verletzt sich ständig. Ist doch klar, dass wir so unser Ziel nie erreichen werden…

Auch Tollpatschigkeit hat nicht nur etwas mit der physischen Gegebenheit zu tun, sondern oft auch mit fehlendem Selbstbewusstsein. Man passt nicht richtig auf sich auf. Statt hier die Verletzungen in den Vordergrund rücken zu lassen ist es sinnvoll sich darüber klar zu werden, wie man mit diesen umgehen kann. Nicht zuletzt stand ich frustriert neben meinem auch frustrierten Pferd, weil es mal wieder gestürzt ist und sich eine Prellung zugezogen hatte. Die Osteopathin behandelte mein Pferd und sagte, ich schicke dir und deinem Pferd ein Lachen an die verletze Stelle. Ich verstand sofort. „Lachen ist die beste Medizin“. Anstatt Trübsal zu blasen lachten wir und fokussierten uns nicht mehr auf das Trauma, sondern auf die Genesung. Und siehe da, es verheilte schneller als gedacht. Auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt, gebe ich Ihnen den Rat positiv zu bleiben.

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