Stangenarbeit ist den meisten Reitern ein Begriff. Auch dass sie für Pferde sinnvoll ist und z. B. den Takt verbessert. Doch durch welche Übungen wird der Takt wirklich verbessert? Und welche Übungen sollten nacheinander trainiert werden? Wir zeigen dir Lösungsvorschläge, wie du die verschiedenen Vorteile der Stangenarbeit nutzen und dein Pferd systematisch auftrainieren kannst.
Doch zunächst widmen wir uns den allgemeinen Vorteilen von Stangengymnastik.
Für viele Pferde ist es sehr schwer, über einen längeren Zeitraum ein gleichmäßiges Tempo aufrecht zu erhalten.
Über die Stangenarbeit wird der Takt des Pferdes gefördert und überprüft. Sie fördert die Koordination und das Gleichgewicht sowie die Konzentration von Pferd und Reiter.
Der Reiter lernt dabei das Gefühl für den korrekten Trab, und um eine aktive Hinterhand und einen aufgewölbten Rücken zu erspüren. Zudem lernt er locker in positiver Spannung mit den Bewegungen des Pferdes mitzuschwingen.
Die Hinterhand wird aktiviert, da die Pferde ihre Hinterbeine deutlich höher nehmen müssen, um die Stangen zu überwinden und das Zusammenspiel der dorsalen und ventralen Muskelkette wird gefördert. Somit wölbt sich der Rücken und das Nackenrückenband spannt sich.
Doch wie kann dein Pferd systematisch die Muskulatur korrekt aufbauen? Dies zeigen wir dir hier. Die Übungen sind methodisch aufeinander aufbauend gestaltet und je nach Schwierigkeitsgrad mit einem bis drei Sternen markiert. Zudem findest du hier in der App Exkurse zu bestimmten Themen und Vorschläge, welche weiteren Übungen zum aktuellen Zeitpunkt sinnvoll wären.
Doch zunächst schauen wir uns die Begrifflichkeiten an.
Kurze Erklärung zu den Muskelketten:
Die Skelettmuskulatur arbeitet über Muskelketten. Diese verbinden verschiedene Regionen des Körpers miteinander und führen die Bewegungen des Pferdes aus. Die dorsale und ventrale Muskelketten sind die beiden bekanntesten – sie arbeiten antagonistisch (gegensätzlich) zueinander.
Die dorsale Muskelkette:
Bezeichnet die Muskeln, die sich dorsal (am Rücken des Pferdes) befinden, beginnend mit dem oberen Halsmuskel, gefolgt von dem Nacken- und Rückenbandsystem, der oberen Kruppenmuskulatur und der Muskulatur der Lende. Weitere wichtige Muskeln sind die hinteren Oberschenkelmuskeln, die ebenfalls zur dorsalen Muskelkette gehören.
Die ventrale Muskelkette:
Sie verläuft an der ventralen (Bauch-) Seite des Pferdes. Zu ihr gehören die unteren Halsmuskeln, die Bauchmuskeln, die Beuger des Übergangs von der Brustwirbelsäule zur Lendenwirbelsäule, die Beuger des Lumbosakralgelenks und die vorderen Oberschenkelmuskeln.
Die ventrale Halsmuskelkette arbeitet eng mit der abdominalen (Bauch) Muskelkette zusammen; dabei verstärken sie sich gegenseitig. Die abdominale Muskelkette setzt sich aus mehreren Muskelschichten zusammen, die sich in mehreren Ebenen kreuzen. Sie zieht sich vom Brustbein über die Rippen bis hin zum Becken- und Leistenbereich.
Ohne die korrekte Arbeit der oben genannten Funktionsketten kann das Pferd keine Trag- und Schubkraft entwickeln und bildet eine kompensatorische Muskulatur.
Dies bedeutet, dass statt der korrekten Bemuskelung einzelne Muskeln die Arbeit von schwächer ausgebildeten Muskeln übernehmen, um die täglichen Bewegungen zu meistern. Dies kann von falschem Reiten, jedoch auch von Blockaden und Verspannungen herrühren. Dauern die Blockaden und die falsche Bemuskelung zu lange an, kann sich dies negativ auf Sehnen und Bänder auswirken, was zu Reizungen oder auch Rissen in den Sehnen führen kann.
Deshalb empfiehlt es sich, ein besonderes Augenmerk auf den korrekten Muskelaufbau eines Pferdes zu legen. Wenn du dir nicht sicher bist, ob die Muskulatur deines Pferdes korrekt ist, kannst du deinen Tierarzt oder Physiotherapeuten zu Rate ziehen.
Während der gesamten Stangenarbeit solltest du immer wieder überprüfen, ob dein Pferd die korrekten Muskeln benutzt und ein korrektes Bewegungsmuster hat.
Dafür benötigt das Pferd ein gutes Zusammenspiel der Hinter- und Vorhand. Diese können wir auch als hinteres und vorderes Bewegungszentrum benennen.
Schauen wir uns zunächst die beiden Bewegungszentren an:
Das vordere Bewegungszentrum (die Vorhand) besteht aus den 3 aktiven Muskelketten: dem Rumpfträger, der für das Anheben des Brustkorbs verantwortlich ist, dem Oberhals und dem geraden Bauchmuskel. Diese 3 Muskelketten sind für die Übertragung der Bewegungsenergie aus der Hinterhand zuständig. Nur wenn das vordere Bewegungszentrum aktiv getragen wird, entstehen keine Schäden an den Beinen oder dem Rücken.
Das hintere Bewegungszentrum (die Hinterhand) besteht aus der Kruppenmuskulatur, der geraden und schrägen Bauchmuskulatur und der inneren Lendenmuskulatur. Ein aktives Untertreten und eine korrekte Lastaufnahme sind nur dann gegeben, wenn das Becken sich nach hinten unten drehen kann.
Das Zwerchfell verbindet die beiden Bewegungszentren miteinander. Nur wenn das Pferd in einer positiven Spannung geritten wird, kann es ohne Schmerzen ein gesundes Leben führen.
Vorteile des Stangen-Workouts auf einen Blick:
- Verbesserung der dorsalen und ventralen Muskelkette
- Verbesserung von Takt, Losgelassenheit, Anlehnung
- Förderung der Konzentration und Koordination sowie Kondition
- Aktivierung der Hinterhand
- Stärkung der äußeren Muskelschlingen an der Hinterhand
- Stärkung des Schultergürtels und Beckengürtels
- Anheben des Brustbeins (leicht werden in der Vorhand)
- Verbesserung der Hankenbeugung
- Obere Verspannung bildet sich aus/Oberlinie verbessert sich
- Verbesserung des Geraderichtens des Pferdes
- Verbesserung der Durchlässigkeit
- Verbesserung der Trag- und Schubkraft
- Verbesserung der Tempi
Das Stangen-Workout wirkt nur dann positiv, wenn der Bewegungsablauf korrekt durchgeführt wird!
Das Stangen-Workout ist für das Pferd sehr anstrengend, Daher sollte es nicht länger als 15 min am Stück dauern.

Mehr zu diesem Thema findest du im Magazin zum Them Stangentraining.
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